Hans-Holbein-Initiative fordert finanzielle Unterstützung vom Land Thüringen
Am Vortag des 90. Todestag von Dr. Hans Holbein lud die Initiative „Holbein-Stiftung“ zu einer Gedenkfeier in das Haus der Weimarer Republik ein. Dieter Lauinger (Grüne), Justizminister des Freistaates Thüringen, hielt die Festrede, sowohl Dr. Alexander Zinn (Initiative Holbein-Stiftung) wie auch Ralf Dose (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft) hielten Vorträge.
Ein über die Grenzen von Apolda und Weimar hinaus gesuchter Anwalt
Viele Details aus dem Leben Holbeins seien noch unbekannt und blieben zu recherchieren, so Dose. Das gelte insbesondere für seine berufliche Tätigkeit als Anwalt. „Klar ist aber, dass er regelmäßig auch homosexuelle Männer verteidigte, wenn diese mit dem 1871 geschaffenen Strafrechtsparagrafen 175 in Konflikt gerieten, der die sogenannte ‚widernatürlich Unzucht‘ zwischen Männer mit Gefängnis bedrohte. Schon bald avancierte Holbein deswegen zu einem ‚über die Grenzen von Apolda und Weimar hinaus gesuchten Anwalt‘.“
Schon früh, so Dose, muss Holbein mit dem 1897 gegründeten Wissenschaftlich-humanitären Komitee von Magnus Hirschfeld in Kontakt gewesen sein: Er erwähnt Hirschfeld und das WHK in seiner 1905 erschienenen genealogischen Schrift Die Holbeiner. Spätestens ab 1907 sei er auch Mitglied im Obmännerkollegium des WhK – wurde dort aber immer unter dem Pseudonym „Sassen“ geführt.
„Holbeins Engagement für die Emanzipation der Homosexuellen bewegte sich ganz im Sinne des Hirschfeldschen Mottos ‚Per scientiam ad justitiam – Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit‘, und er wollte seinen Beitrag dazu durch die großzügige Förderung der Wissenschaft leisten“, so Ralf Dose.
„Wir sehen das Land Thüringen in der Pflicht!“
Für die Errichtung eines Forschungsinstituts zu Homosexualität fordert die Initiative Holbein-Stiftung Geld vom Land. „Wir sehen das Land Thüringen in der Pflicht, für eine adäquate finanzielle Ausstattung eines Forschungsinstituts Sorge zu tragen“, sagte der Historiker Alexander Zinn vor der Gedenkfeier zur dpa.
Eine Gruppe von Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft verlangt die Rehabilitierung Holbeins. Die Initiative unter Schirmherrschaft der früheren Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) fordert die Wiederherstellung des von den Nationalsozialisten zerstörten Grabsteins von Holbein in Weimar, die Neugründung einer Holbein-Stiftung und eines Forschungszentrums. Zinn appellierte an die Stadt, sich für die Wiedererrichtung des Grabsteins auf dem Weimarer Friedhof einzusetzen.
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