„Queer(ing) Xmas – Positionen der Zuneigung
Grußwort von Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa
Weihnachten gilt als Fest der Liebe und der Familie. Welcher Liebe – nur der heterosexuellen? Welcher Familie – auch der Wahlfamilie?

(Foto: DiG/Trialon)
Obwohl Weihnachten historisch zu den am spätesten in den Kirchenkalender aufgenommenen Feiertagen gehört, ist kaum ein anderes Fest im Jahr hierzulande alltagskulturell so wirkmächtig wie das aus der christliche Weihnachtsgeschichte erwachsene Ritual. Und von kaum einem anderen Brauch scheint ein ähnlich großer normierender Druck auszugehen: Nicht nur in der biblischen Schilderung dreht sich alles um Josef, Maria und das Jesuskind, auch in der omnipräsenten popkulturellen Berieselung zwischen Xmas-Songs, Liebeskomödien („Romcoms“) und „Weihnachten bei Hoppenstedts“ wird uns alle Jahre wieder nahegelegt, dass unter dem Mistelzweig nur Heteros einander küssen dürfen und der Heiligabend gefälligst im Kreise der bürgerlichen Kleinfamilie (manchmal erweitert um bedauernswerte alleinstehende Verwandte, die sonst „niemanden haben“) zu verbringen ist.
Geballte Ladung Heteronormativität
Wie gehen LSBTTIQ* – von regelmäßigen Kirchgänger*innen über Angehörige nichtchristlicher Glaubensrichtungen bis hin zu Atheist*innen – mit dieser geballten Ladung Heteronormativität um? Welche Strategien haben sie entwickelt, um Weihnachten zu queeren – oder ihm aus dem Weg zu gehen? Verbringen sie ein schillernd-kitschiges Fest mit der Regenbogenfamilie? Zelebrieren sie mit Freund*innen aus der Community ein Käsefondue? Fahren sie einmal im Jahr zurück in das Dorf, aus dessen konformistischer Enge sie einst entflohen sind? Müssen sie mit dem homophoben Onkel selig um den Christbaum sitzen und hoffen, dass auch nach dem xten Glühwein niemandem „die Hand ausrutscht“? Oder feiern sie einträchtig mit Lebenspartner*innen und akzeptierender Verwandtschaft?
Höchste Zeit, dass das Queere Kulturhaus (E2H) das Weihnachtsfest und alles, was wir darüber zu wissen glauben, einmal gegen den Strich bürstet!
Es wäre allerdings falsch, zu behaupten, die Ausstellung zeige uns eine völlig andere, bisher unentdeckte Seite der Weihnacht. Sie zeigt uns Weihnachten einfach von all jenen Seiten, die LSBTTIQ* erleben, die von der Mehrheitsgesellschaft aber gerne ausgeblendet werden.
Das Ausstellungsprojekt macht damit im Kleinen, auf dieses spezifische Thema bezogen, vor, was das Queere Kulturhaus einmal leisten wird: Die Sichtbarkeit der Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten erhöhen und den produktiven Streit darüber, wie wir zusammen leben wollen, befördern.
Der „Queering Xmas“-Ausstellung (zur Facebook-Seite) wünsche ich zahlreiche Besucher*innen, die Freude daran haben, queere Weihnachts- und Anti-Weihnachts-Traditionen kennenzulernen und zu zelebrieren.
Mehr Lametta war noch nie!
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