Titelbild: DHM

Anfang November hat das Queere Kulturhaus in einem gemeinsamen Roundtable mit und im Deutschen Historischen Museum (DHM) Perspektiven zur queeren Museumsarbeit und queeren Perspektiven im Museum ausgeleuchtet: Wie könnte man sich einem queeren Blick auf bestehende Sammlungen öffnen und welche Herausforderungen ergeben sich dadurch? Welche queeren Möglichkeiten der Ausstellung von Objekten könnte es geben, welche Objekte sind überhaupt queer und wie kann man sie sinnvoll verschlagworten? Diesen und weiteren Fragestellungen queerer musealer und archivalischer Praktiken gingen die Vertreter*innen in dem Gespräch nach, an dem auch Sarah Bornhorst als Vertreterin der Initative Berliner Museen Queeren teilnahm.

Kontinuierlicher Austausch geplant

Wichtigstes Ergebnis: Wenn die Bauarbeiten am Zeughaus des Deutschen Historischen Museums abgeschlossen sind, soll eine neue Dauerausstellung zur deutschen Geschichte im europäischen Kontext konzipiert werden – dazu soll es einen Austausch mit dem Queeren Kulturhaus geben, auf dessen Expertise man zurückgreifen will. Erklärtermaßen ist das Museum sehr an Außenperspektiven und an einem kontinuierlichen Austausch mit dem E2H interessiert, das unter seinem Dach Partner*innen wie die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, das Spinnboden-Archiv oder das LAZ reloaded zusammenbringt und an der Schaffung neuer Archiver arbeitet, zum einen über queere People of Color und queere Gastarbeiter*innen zum anderen.

Während das DHM im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Schwulen Museum in der Sonderschau „Homosexualität_en“ auf insgesamt 1.600 Quadratmetern 150 Jahre Geschichte, Politik und Kultur homosexueller Frauen und Männer in Deutschland zeigte (die von E2H-Vorständin Christiane Härdel mit-organisiert wurde), kommt es immer noch vor, dass in Berliner Museen oder Galerien die Homosexualität von Künstler*innen unter den Teppich gekehrt wird Zuletzt wurde etwa in der Lotte-Laserstein-Galerie in der Berlinischen Galerie „Von Angesicht zu Angesicht“ die lesbische Sexualität der Künstlerin komplett negiert, obwohl die Bilder Lasersteins eine sehr deutliche Sprache sprechen.

Daneben gibt es einige Beispiele für queere Persönlichkeiten, die für etwas anderes in der Öffentlichkeit stehen – etwa Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und seine Familie, aber auch der Generalstaatsanwalt und „Nazi-Jäger“ Fritz Bauer. Bauer war so etwas wie der erste schwule Held der Nachkriegszeit, wie E2H-Vorstand und Roundtable-Teilnehmer Jan Feddersen betonte – doch zeigen und zeigten sich Freunde Bauers wie auch Historiker*innen empört, wenn die Homosexualität des Mannes thematisiert wurde als sei diese etwas Ehrenrühriges.

„Was unbequem ist, wird versucht, unsichtbar zu machen“

Offenbar ist es in Museen immer nötig, dass der Anstoß, auch queere Aspekte in Ausstellungen zu berücksichtigen, entweder von außen kommt, oder dass dies intern von homosexuellen Mitarbeiter*innen angeregt wird. Ansonsten gilt: „Was unbequem ist, wird versucht, unsichtbar zu machen“, erklärte Roundtable-Moderator Jens Kraushaar, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlin Ausstellung im Humboldt-Forum. In seiner Zeit als Volontär des Berliner Stadtmuseums zeichnete er gemeinsam mit Polittunte Patsy l’Amour laLove für die E2H-Veranstaltung „Tunten trümmern durchs Märkische Museum“ verantwortlich.

Gemeinsam wollen das Queere Kulturhaus E2H und das DHM nun Synergien schaffen und nutzen. Im Frühjahr 2020 sollen die Gespräche fortgeführt werden.