„Die Welt, die wir gewonnen haben“ – das war das Thema von Dennis Altman, der am Montagabend in der taz Kantine zu Gast war bei einer Veranstaltung der Initiative Queer Nations IQN, der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der Lotto Stiftung Berlin und vom Queeren Kulturhaus in Kooperation mit der taz.
Fast auf den Tag 50 Jahre nach Stonewall – was ist das für eine Welt? Der ganze Bundesstaat New York feiert die Stonewall Riots der letzte Juni-Tage im Jahr 1969. Und doch existiert „eine komplexere und reichhaltigere Geschichte, als die Stonewall-Feierlichkeiten uns nahe legen“, findet Altman, der bei aller Euphorie und weltweiter Feierlaune erinnert: „Es gab eine Gemengelage an Umwälzungen. Man sollte nicht alles auf Stonewall reduzieren.“
„Ich freue mich, wenn Menschen mit Regenbogenfahnen am Pride teilnehmen.“
Altman, der Berlin gut vier Wochen vor dem Hauptstadt-CSD besuchte, erklärte in seiner Lecture vor über 40 Gästen: „Ich freue mich, wenn Menschen mit Regenbogenfahnen am Pride teilnehmen. Aber in Berlin riskiert man im Gegensatz zu anderen Ländern dafür nicht sein Leben.“
Das sieht in Ländern wie Georgien oder der Türkei natürlich ganz anders aus, wo die für das vergangene Wochenende geplanten Pride Paraden verboten wurden; bei einem Polizeiangriff auf den Auftakt des Gay Pride Izmir wurden laut kurdischer Nachrichtenagentur ANF mindestens 20 Personen festgenommen. Auch nicht in der Ukraine, wo in der Hauptstadt Kiew am Sonntagmorgen 8000 LGBTIQ-Personen und ihre Unterstützer nur unter massivem Polizeischutz am Pride-Marsch teilnehmen konnten, der unter dem Motto „Unsere Tradition ist Freiheit“ stand.
„Die Welt, die wir gewonnen haben, ist nicht die Welt, zu der Menschen aus anderen Ländern Zugang haben“, so der der Politikwissenschaftler und Aktivist Altman
Zuletzt ist von ihm das Buch Queer Wars (2017, Verlag Klaus Wagenbach) erschienen, gemeinsam mit Jonathan Symons. Darin erzählen die beiden australischen Wissenschaftler und Aktivisten die Geschichte einer umfangreichen Emanzipation, berichten von einer Fülle hochinteressanter, zum Teil überraschender Details, beschreiben mittlerweile weltweit verbreitete Ausdrucksformen wie etwa die Pride Parade und die Zusammenhänge mit dem Feminismus und der AIDS-Bewegung. Dabei gehen sie den sehr unterschiedlichen Ausprägungen in Ländern wie Kuba, Spanien, Indien, Südafrika oder Australien auf den Grund und machen Mut für eine Zukunft sexueller und geschlechtlicher Freiheiten.
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