Am Dienstag fanden sich rund 50 Gäste zu unserem Salon im Sonntags-Club ein – neben Kurzgeschichten und Gedichten, die von ihren Verfassern gelesen wurden, wurden auch Fotografien aus der neuen Ausgabe von „Mein schwule Auge“ gezeigt, die Rinaldo Hopf zusammen mit Fedya Ili herausgegeben hat.

Fedya Ili (Foto: Burghard Mannhöfer/E2H)
Seit dem Mauerfall vor mittlerweile 30 Jahren hat sich Berlin zu einem der weltweit führenden Zentren schwuler Kultur und schwulen Lebens entwickelt und zieht zahllose Künstler und Autoren aus aller Welt an. Dieses Berlin ist das zentrale Thema der neuen Anthologie „Mein schwules Auge“, deren mittlerweile 16. Ausgabe in diesem Herbst erschienen ist. Alles dreht sich um die Einheit, Sehnsucht zwischen Ost und West, Freiheit ohne Mauern, das schwule Leben in der DDR im Vergleich zur Westberliner bzw. westdeutschen Szene, die wilden Jahre nach der Wiedervereinigung.

Mit Bildern und einem Text in der Anthologie vertreten: Alexander von Agoston (Foto: Burghard Mannhöfer/E2H)
Im Buch zu sehen sind Fotografien, Zeichnungen und andere künstlerische Arbeiten u.a. von Jürgen Baldiga, Norbert Bisky, EVA & ADELE, Tom of Finland, Bruce LaBruce und Wolfgang Tillmans. Dazu gibt es Essays, Interviews, Kurzgeschichten und Gedichte u.a. von Michael Ampersant, Durk Dehner, Matthias Freihof, Jochen Hick, Michael Sollorz und Mario Wirz.

(Foto: Burghard Mannhöfer/E2H)
Im Sonntags-Club lasen am Dienstag u. a. Sam Balducci, der aus Frankfurt angereist war und sich zur Vorbereitung im Zug mit dem Buch beschäftigte. Was ein mitreisendes älteres (heterosexuelles) Paar offenbar störte, wie Balducci erzählte. „Sie sollten sich was schämen“, wiesen sie ihn ob des Covers zurecht.

Foto: Robert B. / Konkursbuch
Das Titelbild zeigt ein nacktes, eng umschlungenes Männerpaar vor dem übergroßen sowjetischen Bruderkuss – und veranlasste Facebook in der Vergangenheit immer mal wieder dazu, den Herausgeber der Anthologie, Rinaldo Hopf, zu sperren, oder eine Bewerbung für unsere Veranstaltung abzulehnen.

Zufriedener Gastgeber: Rinaldo Hopf (Foto: Burghard Mannhöfer/E2H)
Nachdem Balducci eine Geschichte über homosexuelles Begehren zwischen zwei jungen Russen las, präsentierte Thomas Luthardt eigene Gedichte über das Berlin mit Mauer – entstanden an einem Tag in West-Berlin, wo der gebürtige Potsdamer vor dem Mauerfall dank des Schriftstellerverbandes hinreisen durfte. Bernd Gaiser las einen Text über schwulen Aktivismus im Osten und im Westen der Stadt – und widmete seinen Text Peter Rausch. Rausch hatte zu Beginn der 70er als Aktivist in Ost-Berlin begonnen – in seiner Wohnung fanden Gruppentreffen statt, dort plante man Aktivitäten. Etwa zeitgleich in West-Berlin wurde Gaiser aktiv: 1971 war er an der Gründung der HAW (Homosexuelle Aktion Westberlin) und später der Schwulenzentrums SchwuZ beteiligt.

Peter Rausch (li) und Bernd Gaiser Foto: Burghard Mannhöfer/E2H
Die Mauer fiel 1989, doch erst 2018 lernten sich die beiden Aktivisten kennen. Heute sind sie befreundet.
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