Am Freitag gedachte der LSVD des verstorbenen Manfred Bruns im Rahmen einer Gedenkfeier im Rathaus Berlin-Schöneberg und würdigte sein Lebenswerk. Zu den Gästen gehörten u. a. die Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz Margarethe Sudhof, Volker Beck  und Renate Künast (beide Grüne), der Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (E2H-Partnerin), Jörg Litwinschuh-Barthel, sowie die ehemalige ADS-Leiterin Christine Lüders und der Verleger Jim Baker (Querverlag).

Am 22. Oktober 2019 ist Manfred Bruns verstorben. Im März hatte er sich eine schwere Lungenentzündung zugezogen, von der er sich nicht mehr erholte. Noch im September hat er die letzte Stellungnahme für die Bundesregierung vom Krankenbett aus geschrieben, sagte Günter Dworek aus dem LSVD-Bundesvorstand. Am Freitag nun nahmen Weggefahrt*innen und Freund*innen Abschied – mit Wehmut und großer Achtung vor dem Lebenswerk des unermüdlichen Kämpfers für LGBTIQ-Rechte, aber auch ein bisschen mit Humor.

Er hatte ein hohes soziales Kapital, das er einbrachte

Manfred Bruns hat den LSVD mit aufgebaut und entscheidend gestaltet, er war juristischer Ratgeber des Verbandes, lange auch sein Webwaster und Gründungsstifter der Hirschfeld-Eddy Stiftung. «Er hatte ein hohes soziales Kapital, das er einbrachte», erklärte Dworek. Hat die Mehrheiten bei wichtigen Vorhaben organisiert, Türen aufgestoßen, vor der wir ohne ihn länger hätten verharren müssen, so Dworek.

Weiter sagte er: «Er hat Recht geschaffen, wo vorher Rechtlosigkeit war.»

Er hat für die Anerkennung von Regenbogenfamilien, von trans und inter Menschen gekämpft sowie zahllose bi-nationale homosexuelle Paare und LGBTIQ-Geflüchtete vor Gericht vertreten und ihnen zu Recht verholfen – ein «Glücksbringer», nannte ihn Axel Hochrein aus dem Bundesvorstand des LSVD.

Hochrein erinnerte auch daran, dass Bruns – nachdem er sich Mitte der 1980er geoutet hatte – am Bundesgerichtshof Mobbing erlebte. Die Kolleg*innen des Bundesanwalts wollten sich nach seinem Coming-out nicht mehr beim Mittagessen mit ihm an einen Tisch setzen. Bruns ging stattdessen in ein Restaurant essen und nannte das Verhalten am Bundesgerichtshof im Nachhinein «absurd».

Bruns hat als Vorkämpfer der Emanzipationsbewegung die Rechtsgestaltung und Gesetzgebung für Lesben, Schwule, bisexuelle, trans und inter Menschen entscheidend geprägt. Ihm verdanken wir einen grossen Teil der rechtlichen und gesellschaftlichen Anerkennung und Akzeptanz, nicht zuletzt die Öffnung der Ehe und das Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des §175 zwischen 1945 und 1994. Zudem war Bruns einer der wichtigsten Wegbereiter einer liberalen AIDS-Politik, das betonten mehrere Redner bei der Gedenkstunde.

Queeres Kulturhaus E2H

Christine Lüders bei der Gedenkveranstaltung zu Ehren von Manfred Bruns (Foto: Queeres Kulturhaus)

Auch die ehemalige Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders, würdigte die wichtige Arbeit Bruns‘ und erinnerte sich an das erste Zusammentreffen. Es war 2010, und sie hatte die Leitung der ADS übernommen. Bruns kam und sagt als erstes zu ihr: „Wenn Sie die Arbeit hier nicht ernst nehmen, so wie Ihre Vorgänger – dann gnade Ihnen Gott!“ Acht Jahre später waren wir sehr gute Freunde, so Lüders.

Die rechtliche Gleichstellung, die dank Manfred Bruns erreicht wurde, sei aber nicht alles: «Wir müssen weiter gegen Hass und Diskriminierung kämpfen.»

Darum müsse auch das Grundgesetz Artikel 3 um das Merkmal der sexuellen und geschlechtlichen Identität ergänzt werden – eine Mehrheit der Deutschen ist dafür «Jedes Schulkind soll im Grundgesetz lesen, dass wirklich alle gleich sind – egal wen man liebt», so Lüders.