Am Wochenende fand das Symposium „Psychoanalyse und lesbische Sexualität“ an der International Psychoanalytic University Berlin statt. 150 Interessierte hatten sich in Moabit eingefunden. Den Eröffnungsvortrag hielt am Freitag Manuela Torelli, die mit ihrer Forschungsarbeit „Psychoanalyse der lesbischen Sexualität“ (Psychosozial-Verlag, 2008) Pionierarbeit in diesem Feld geleistet hat. Am folgenden Tag widmeten sich weitere Beitragende (Aaron Lahl, Anna Koellreuter, Monika Gsell, Sonja Düring, Ilka Quindeau und Insa Härtel) der lesbischen Sexualität aus psychoanalytischer, sexualwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Unsere E2H-Vorständin Christiane Härdel nutzte ihr Grußwort an die große Zahl der Zuhörer*innen zur Information über das Queere Kulturhaus, das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus. Gewürdigt wird hier zum einen die Namensgeberin Johanna Elberskirchen:

In der Bewegung für Sexualreform und im Wissenschaftlich-humanitären Komitee engagierte sie sich gemeinsam mit Magnus Hirschfeld für sexuelle Aufklärung und gegen die Verfolgung sexueller Minderheiten. Sie widersprach nachdrücklich der damals vorherrschenden Annahme, dass Begehren und Sexualität auf der Spannung zwischen weiblich und männlich gründen.

Hirschfeld betrieb seit 1919 zusammen mit Forscher*innen und Aktivist*innen am Rand des Berliner Tiergartens das Institut für Sexualwissenschaft. Er entwickelte das Konzept der sexuellen Zwischenstufen .Das Institut wurde 1933 zerstört, dessen Bibliothek und Sammlungen vernichtet und verbrannt – es war die erste Institution nach ihrer Machtübernahme in Deutschland, auf die es die Nazis abgesehen hatten.

Bildung neuer sichtbare Initiativen

Erst in den 1970er und 1980er Jahren hatten sich wieder öffentlich sichtbare Initiativen gebildet, die in emanzipatorischer Absicht Materialien sammelten und Informationen bündelten, um der Marginalisierung und Stigmatisierung von Homosexuellen, von Trans- und Intermenschen entgegenzuwirken.

Die Initiative Queer Nations hat das Ziel, die 1933 vernichteten sexualdemokratischen Ansätze des MHI wieder zu ermöglichen. Nach der Entstehung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld entstand 2018 das E2H, und 2019 hatte das Queere Kulturhaus sein „Coming Out“. Es macht bereits mit vielen Aktivitäten von sich hören.

Härdel wies als langjährige Aktivistin der Lesbenbewegung auf die Herangehensweise an das Thema „Lesbische Sexualität“ von Protagonistinnen der 70er und 80er Jahre hin, wie z.B. Pat Califia, Dr. Ilse Kokula, Charlotte Wolff. C.H. betonte auf das Potential sowohl der IPU als auch des E2H hin:Die IPU:2009 wurde von Christa Rohde-Dachser die Stiftung zur Förderung der universitären Psychoanalyse ins Leben gerufen, und unter deren Trägerschaft die IPU Berlin gegründet.

Heute ist die IPU eine psychoanalytische Universität, vom Berliner Senat anerkannt und vom Wissenschaftsrat als Universität akkreditiert: Der Psychoanalyse als ursprünglich revolutionäres Modell wurde wieder eine universitäre Heimat geschaffen.

Ziel des E2H bleibt nicht zuletzt die Schaffung eines verbundhaften wissenschaftlichen Instituts in Tradition des MHI. Hier soll auch die psychoanalytische Sexualitäts- und Geschlechterforschung ihren Stellenwert haben. Die Idee einer künftigen Kooperation mit der IPU mit dem E2H traf bei deren Präsidentin, Prof. Dr. Ilka Quindeau, auf großes Interesse. Härdel bedankte sich abschließend herzlich bei den Organisator*innen Victoria Preis, Aaron Lahl und Patrick Henze für die Thematisierung der lesbischen Sexualität und bei der IPU als Gastgeberin.