Das Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld war die weltweit erste und bis nach dem zweiten Weltkrieg einzige Einrichtung ihrer Art. 100 Jahre nach Gründung fand an der Stelle, wo das Institut einst stand, eine Gedenkstunde mit Dilek Kalayci (Berliner Gleichstellungssenatorin), Daniel Neugebauer (stellv. Intendant HKW), Ralf Dose, Historiker (Magnus Hirschfeld Gesellschaft), Jörg Litwinschuh-Barthel (Bundesstiftung Magnus Hirschfeld) und E2H-Vorständin Christiane Härdel statt. Für die musikalische Unterhaltung sorgte Sigrid Grajek.

Foto: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Senatorin Kalayci (SPD) erklärte, sie sei sehr stolz, dass im Deutschen Bundestag vor zwei Jahren das Gesetz zur Entschädigung und Rehabilitierung der homosexuellen Opfer des Paragraphen 175 verabschiedet werden konnte. Noch zu erreichen sei eine würdige Reform des Transsexuellengesetzes und das Verbot von Zwangsoperationen an intergeschlechtlichen Kindern.
Ralf Dose erklärte angesichts des gewählten Termin 6. Juli, es gebe verschiedene Quellen zum eigentlichen Gründungstag des Instituts. Einerseits sei vom 1. Juli als Beginn der Arbeit des Instituts die Rede, aber auch ein Termin nach dem 6. Juli sei in Quellen zu finden, an dem die Gründung stattfand. „Vorsicht im Umgang mit historischer Gewissheit!“ warnte Dose.
„Berlin hat noch eine Schuld offen“
Ob das Institut nun ein paar Tage früher oder später gegründet wurde: Es wurde 1933 von den Nazis geplündert, und aus einer Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nichts. „Sie war auch nicht gewünscht“, erklärte Dose und forderte: Es müsse umfassend und zentral wieder geschaffen werden. „Berlin hat da noch eine Schuld offen“, so der Historiker.
E2H-Vorstand Jan Feddersen erklärte, ohne Geschichtsbewusstsein gehe es nicht. „Wir behalten die Erinnerung wach.“ Indiskutabel sei darum auch, allzu dankbar zu sein für die Errungenschaften und rechtlichen Verbesserungen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Mit Blick auf die Zukunft erklärte er:
Das Queere Kulturhaus, das die Tradition des Instituts von Magnus Hirschfeld fortsetzen soll als Raum für Kulturveranstaltungen, für queere Archive, für wissenschaftlichen Diskurs, als öffentlicher, populärer Veranstaltungs- und Diskussionsort – das ist nicht nur eine spinnerte Idee: „Das E2H wird 2022 eröffnet!“
Am Ende wurden bunte Luftballons in die Luft entlassen, verbunden mit guten Wünschen für eine Zukunft, in der LGBTIQ akzeptiert und für jeden die Selbstbestimmung möglich ist.
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